Foto: Dirk Vogel
27.Nisan:
Jom Ha'Schoa
We'haGwura in
Köln
Nurith Schönfeld-Amar
Auch in Deutschland gedenken die
jüdischen Gemeinden jedes Jahr am Jom haSchoah
vehaGwurah, dem 27.
Nissan, der Opfer der Schoa und ihrer
Helden.
In der Kölner Synagoge wird im
Rahmen eines Gottesdienstes vom
Kantor das Gebet El male rachamim -
Gott der Barmherzige3
vorgetragen, das
Trauergebet. Einer der ergreifendsten
Momente ist, wenn sechs Gemeindemitglieder,
stellvertretend für die sechs
Millionen ermordeten Juden, jeweils
eine Kerze entzünden. Symbolisch steht
eine Kerze für das Warschauer Ghetto,
eine für das KZ Auschwitz, eine für das
KZ Treblinka, eine für das KZ Majdanek,
eine für das KZ Bergen-Belsen
und für das KZ Babi Jar.
Jedoch nehmen jedes Jahr weniger
Gemeindemitglieder an dieser Gedenkstunde
teil. Es sind überwiegend alte
Menschen, deren Generation langsam
ausstirbt.
Weil immer weniger junge Gemeindemitglieder
der Synagogen-Gemeinde
Köln mit diesem Tag etwas anfangen
können, wurde im Jahre 2000 ein Projekt
initiiert, an dem das Jugendzentrum
sowie die Religionsschule mit
allen Jahrgangsstufen teilnahmen. Das
Thema hieß: "Kinder gedenken Kinden,"
und Lernen wie Gedenken standen
gleichgewichtig nebeneinander. Im
Religionsunterricht wie auch im
Jugendzentrum beschäftigten sich alle
über mehrere Wochen mit den Themen:
Gedenken, Schoa und Widerstand.
Der Höhepunkt des Projekts war
eine gemeinsame Gedenkveranstaltung
mit allen Schülern, den Jugendlichen
des Jugendzentrums, Eltern, Geschwistern,
Gruppenleitern und den Lehrerinnen.
Die erarbeiteten Ergebnisse, wie
Zeichnungen, Plakate, Schautafeln u.ä.
wurden an Stellwänden präsentiert.
Jede Arbeitsgruppe stellte ihr Unterprojekt
vor, teilweise sogar mit eingeübten,
kurzen szenischen Aufführungen
auf der Bühne. Der Chor des Jugendzentrums
trug zum Tag passende Lieder
und Gebete vor.
Die Jugendlichen, die bei der
Gestaltung des Tages versuchten, den
ermordeten Kindern Namen und
Gesichter zu geben,
um das Geschehene
greifbarer zu
machen, entzündeten,
wie die Erwachsenen
beim offiziellen
Gedenkgottesdienst
der
Gemeinde, sechs
Kerzen. U.a. für
Personen, die durch
ihren Einsatz vielen
Kindern geholfen,
bzw. ihnen bis in
den Tod beigestanden
haben, wie: Dr.
Erich Klibansky,
der Schulleiter der
Jawne, dem jüdischen
Gymnasium
in Köln; Moritz
Rülf, der Leiter des
israeltischen Kinderheims
in der
Lützowstrasse oder
für die Krankenschwester
Sophie
Sondhelm, die vielen
Kindern half
nach Palästina auszuwandern.
Einige Eltern,
die zuvor Bedenken
hatten, dass ihre
teilweise sehr jungen
Kinder dieser
Gedenkfeier und
den ihnen dargebrachten Informationen nicht gewachsen
seien, lobten die Art und Weise, wie
den Kindern dieser Teil der gemeinsamen
jüdischen Vergangenheit nahegebracht
wurde. Einige jüdische Kinder
haben, von zu Hause aus behütet, vor
diesem Projekt nur wenig über diesen
Teil der jüdischen Geschichte gewusst.
Über die
Autorin:
Nurith Schönfeld-Amar M.A., geb. 1971 in Köln.
Studium der Judaistik und Pädagogik in Heidelberg, Ramat-Gan Israel und
Köln, sowie Studium der Vergleichenden Religions-wissenschaften an der
Universität Bonn.
1994/95 Stipendiatin des Looksteincenters für Jüdische Religionspädagogik in
der Diaspora an der Bar- Ilan Universität in Israel.
1999 Magister Artium in den Fächern Judaistik, Pädagogik und Vergleichende
Religions-wissenschaften an der Universität Köln.
Mitarbeiterin der Lehrplankommission zur Überarbeitung des Lehrplans für das
Fach Jüdische Religionslehre der Sek.II in NRW.
Seit 1999 Lehrerin für das Fach Jüdische Religionslehre der Sekundarstufe I
und II in Köln.
hagalil.com / 2004-01-21 |