Textbeispiele: Erinnern
heißt wachsam bleiben
Pädagogische Arbeit in und mit NS-Gedenkstätten
Dokumentationszentrum
Rheinland-Pfalz
Gedenkstätte Osthofen
Die Gedenkstätte hat die Öffnungszeiten
an Feiertagen geändert: Die genauen Öffnungszeiten: Mo, Di, Do, Fr 9-12
und 13-17 Uhr; Mi 9-12; Wochenende 13-17 Uhr; Feiertage auf Anfrage.
Einen detaillierteren Anfahrtsplan
können wir auch bieten:
Anreise mit der Bahn:
Nahverkehrszüge der Kursbuchstrecke 660 Mannheim-Mainz. Am Bahnhof
Osthofen in nördlicher Richtung, Fahrtrichtung Mainz 3 min. Fußweg zur
Gedenkstätte, die sich links hinter dem Bahnübergang befindet.
Anreise mit dem Auto/Bus: An der Abfahrt "Gundersheim-Westhofen/Osthofen"
der BAB 61 (Speyer-Köln) über Westhofen nach Osthofen. Von hier aus
Wegweiserbeschilderung (türkisfarbene Schilder) zur Gedenkstätte folgen.
20 PKW- und 2 Busparkplätze stehen vor der Gedenkstätte zur Verfügung.
Darüber hinaus hat die
Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz uns weitere
Informationen zum Lager Osthofen und eine aktualisierte Literatur-Liste
zur Verfügung gestellt:
Zur Geschichte des Ortes:
Einen Tag nach den letzten halbwegs freien Wahlen zum neuen Reichstag
errichteten örtliche Nationalsozialisten am 6. März in den Gebäuden
einer seit 1927 leer stehenden Papierfabrik in Osthofen/Kreis Worms ein
"wildes" Konzentrationslager. In diese, beschönigend auch
Schutzhaft- oder Umerziehungslager benannten Lager sperrten die neuen
Machthaber ihre tatsächlichen oder vermeintlichen Gegner aus den Reihen
der Arbeiterparteien und der Gewerkschaften, ab Sommer 1933 aber auch
Juden, Oppositionelle aus den Reihen der Kirche und andere missliebige
Personen. Die Verhaftungen erfolgten aufgrund der "Verordnung zum
Schutz von Volk und Staat" (Reichstagsbrandverordnung) vom 28.
Februar 1933, mit der wesentliche Grundrechte aus der Zeit der Weimarer
Republik außer Kraft gesetzt worden waren. Gegen die willkürlichen
Verhaftungen gab es keinerlei Möglichkeiten einer juristischen Überprüfung
und kein Beschwerderecht.
Dr. Werner Best, seit 6. März
1933 Staatskommissar für das Polizeiwesen in Hessen, wandelte am 1. Mai
1933 mit Hilfe einer Durchführungsverordnung zur
"Reichstagsbrandverordnung" das vormals "wilde" Lager
Osthofen in ein staatliches Konzentrationslager für den ganzen Volksstaat
Hessen um, zu dem zu dieser Zeit die Provinzen Oberhessen, Rheinhessen und
Starkenburg gehörten. Heute gehört Rheinhessen zum 1947 neu geschaffenen
Bundesland Rheinland-Pfalz.
Die ersten nach Osthofen
verschleppten Männer mussten die Nächte auf dem kalten, lediglich mit
etwas Stroh bedeckten Betonboden in der ungeheizten Fabrikhalle
verbringen. Später dienten zweistöckige Holzpritschen mit Strohsäcken
und dünnen Decken zum Schlafen. Verpflegung und die hygienischen Verhältnisse
waren äußerst primitiv. Für den Vollzug des "verschärften
Arrests" diente vorübergehend eine nahe gelegene leer stehende Holzmühle
und später das Amtsgerichtsgefängnis in Osthofen. Die Haftdauer betrug
in der Regel ca. vier Wochen, es sind aber auch Fälle von einer Dauer bis
zu einem Jahr bekannt. Im Juli 1934 wurde das Lager wieder geschlossen.
Bis zu diesem Zeitpunkt hatten mindestens 3000 politische Gegner,
Oppositionelle oder aus sonstigen Gründen von den Nationalsozialisten
verfolgte Personen erste unliebsame Bekanntschaft mit einem KZ gemacht.
Die in Mainz geborene
Schriftstellerin Anna Seghers setzte dem Konzentrationslager Osthofen mit
ihrem im Pariser Exil geschriebenen und 1944 veröffentlichten Roman
"Das siebte Kreuz" ein literarisches Denkmal. Im
Handlungsgeschehen trägt das Lager den Namen "Westhofen" und
steht - in literarisch gewollter Veränderung der realen Geschichte
Osthofens - als Symbol für Misshandlung und Ermordung in
Konzentrationslagern schlechthin. Im realen Konzentrationslager Osthofen
ist kein Mensch ermordet worden, gleichwohl gehörten Demütigungen,
Misshandlungen und Entwürdigungen zum Lageralltag der eingesperrten
Menschen.
Gedenkstätte heute
In den Achtzigerjahren erinnerten vor allem die Lagergemeinschaft
ehemaliger KZ-Häftlinge und der 1986 gegründete Förderverein Osthofen
e.V. an das Lager. Die Gebäude und das Gelände des ehemaligen KZ
Osthofen wurden 1989 unter Denkmalschutz gestellt und 1991 vom Land
Rheinland-Pfalz angekauft. Seit 1995 wird die landeseigene Gedenkstätte
schrittweise ausgebaut mit dem Ziel, ein NS-Dokumentationszentrum
Rheinland-Pfalz zu errichten. Zuständig für die Gedenkstätte ist die
Landeszentrale für politische Bildung, welche 1996 die Dauerausstellung
"Rheinland-Pfalz: Die Zeit des Nationalsozialismus in unserem
Land" eröffnete. Neben der Ausstellung bieten Rundgänge durch die
Gedenkstätte, Informationssteine im Gelände sowie künstlerische
Arbeiten , die sich mit der NS-Zeit auseinandersetzen, Möglichkeiten zum
Gedenken und zur historisch-politischen Bildungsarbeit.
(Text: Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz)
Literatur:
Das Konzentrationslager Osthofen 1933/34. Von Susanne Urban-Fahr und
Angelika Arenz-Morch. Hrsg.: Landeszentrale für politische Bildung
Rheinland-Pfalz, Mainz 1999.
Rheinland-Pfalz: Die Zeit des Nationalsozialismus in unserem Land. Hrsg.:
Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz, 3. Aufl. Mainz
1999.
(Beide Hefte sind in der Gedenkstätte oder bei der Landeszentrale
kostenlos erhältlich. Zur Bearbeitung schriftlicher Bestellungen ist die
Zusendung eines ausgefüllten Adressaufklebers notwendig.)
Pädagogische Arbeit in und mit
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