"Hilflose Aufklärung"?:
Der Antisemitismus des 19. und 20. Jahrhunderts
Von Wolfgang Geiger
Kommune, Forum
für Politik-Ökonomie-Kultur 6/2004
Wolfgang Fritz Haugs Wort vom "hilflosen
Antifaschismus" (1) scheint sich immer wieder neu zu
bestätigen. Doch damals, vor vier Jahrzehnten, nahm die haugsche Auswertung
einer von den Tübinger Studierenden erzwungenen Ringvorlesung zum Thema
"Wissenschaft und Nationalsozialismus" eine Professorengeneration unter die
Lupe, die bereits unter dem NS ihre Karriere gemacht oder zumindest begonnen
hatte. Heute geht es um die Generation jener Studentenbewegten
beziehungsweise schon um eine zehn Jahre jüngere Generation, die von den
68ern beeinflusst wurde und heute als LehrerInnen und LehrbuchautorInnen für
die nachfolgenden Generationen endlich die Interpretationsmacht über die
Vergangenheit errungen hat.
Der Düsseldorfer Anschlag Ende Juli 2000 wohl als
solcher unaufgeklärt und heute fast schon wieder vergessen löste eine neue
Diskussion über Rechtsextremismus in Deutschland aus, die in einer Welle der
Kritik an Lehrern und Schulen gipfelte. In diesem Tenor präsentierte denn
auch die taz das Projekt einer (kurz darauf erschienenen) CD-ROM zum
Holocaust für den Schulunterricht.(2) Unter dem
Titel "Hilflose Aufklärer" hieß es dort: "'Holocaust Education' soll
Deutschlands Schüler immun machen gegen 'antidemokratische Tendenzen' jeder
Art. Viele Lehrer fühlen sich von diesem Anspruch überfordert jetzt hilft
ihnen Steven Spielbergs Shoah Foundation mit einer CD-ROM auf die Sprünge."
Die CD-ROM soll "vor allem jenen Lehrern helfen, die sich an das Thema
bisher nicht herantrauten. 'Sie lässt sich auch in den schlechtesten
Frontalunterricht einbauen', sagt Projektleiter Heyl."(3)
So drängt sich gar der Gedanke auf, die Lehrer möchten beim Einsatz dieser
CD-ROM (sinnvollerweise) überflüssig werden, aber da musste selbst der
pädagogische Leiter (diese Funktion hatte Heyl) überzogene Hoffnungen in die
"immunisierende Wirkung" des Projekts herunterschrauben: "Es ist ziemlich
kurzschlüssig zu erwarten, dass Jugendliche durch die Behandlung des Themas
Holocaust weniger rechtsextremistisch werden."
Hilflose Aufklärer? Ein wahres Lehrstück: So beugt man
rechtzeitig dem Vorwurf vor, den man selbst zuvor den Lehrern gemacht hat,
nämlich durch ihren Unterricht nicht genügend "gegen antidemokratische
Tendenzen zu immunisieren". Die Vokabel nimmt (wohl unwissentlich) das
Diktum von der "Schutzimpfung" auf, die Adorno 1960 als Aufgabe
aufklärerischen Unterrichts formulierte (siehe
erster Teil).
Die Bestandsaufnahme der Prävention gegen
Rechtsradikalismus in der taz kritisierte jedoch auch und vor allem die zu
späte Behandlung des Themas Holocaust im Unterricht (in Geschichte
frühestens in der 9., meistens erst in der 10. Klasse) sowie den geringen
Stellenwert im Rahmen der Gesamtthematik Nationalsozialismus. Die
quantitative Analyse einer Reihe von Lehrbüchern ergibt folgendes Bild
(siehe Tabelle).
Lehrbuch |
A |
B |
C |
Rückspiegel 4 (1996) |
80 |
2 |
6 |
Geschichtsbuch 4 (1996) |
43 |
4 |
4 |
Wir machen Geschichte 4
(1997) |
70 |
3,5 |
1,5 |
Anno 4 (1998) |
60 |
2 |
4 |
Zeit für Geschichte 4 (2002) |
58 |
9 |
10 |
Forum Geschichte 4 (2004) |
50 |
5 |
5 |
Buchners Kolleg Geschichte
(Oberstufe) (1993) |
98 |
11 |
5 |
Kursbuch Geschichte
(Oberstufe) (2000) |
88 |
9 |
8 |
Geschichte und Geschehen II
Oberstufe A/B (2003) |
48 |
8 |
2 |
A: Nationalsozialismus insgesamt, davon:
B: Rassismus/Antisemitismus ohne Holocaust
C: Holocaust
Mit Abstand am besten bei den Mittelstufenwerken schneidet
somit Zeit für Geschichte 4 ab mit 19 von 58 Seiten zu
Judenverfolgung und -vernichtung. Nun lässt sich die Frage nach dem
Stellenwert des Holocaust innerhalb des Themas Nationalsozialismus natürlich
nicht nur "quantitativ" beantworten: Wenn eine Unterrichtsreihe
zielgerichtet dort einmündet, dann können auch ein paar Seiten eine große
Rolle spielen, doch muss die Dimension des Holocaust im Lehrbuch schon auch
"optisch" zum Ausdruck kommen. Im Allgemeinen läuft es doch wohl darauf
hinaus, dass von Lehrerseite her erheblich ergänzt werden muss. Wenn die
Politiker also von den LehrerInnen eine bessere und intensivere Behandlung
dieses Themas im Unterricht fordern, so fordern sie von ihnen weit mehr als
von den Schulbuchverlagen, deren Lehrwerke ja mit ihrem offiziellen Plazet
herauskommen.
Unabhängig davon ist jedoch zu fragen, ob der Fokus auf
die Folgen des Antisemitismus auch über dessen Ursachen und Entstehung
aufklärt und damit gegen Fremdenfeindlichkeit und antidemokratische
Tendenzen allgemein "immunisiert". Wie wenig "immun" gegen Vorurteile die
Schüler bleiben, die bereits über den Holocaust informiert und subjektiv
gegen alle Fremdenfeindlichkeit eingestellt sind, erfahre ich praktisch
jedes Jahr von neuem anschaulich im 12er- Kurs Geschichte bei der Analyse
des Programms der NSDAP von 1920. Ausgehend vom Begriff
"Nationalsozialismus" sollen die Schüler den im Parteiprogramm enthaltenen
Katalog von Forderungen unter die Rubriken "national(istisch)" und "sozial(istisch)"
einordnen also zum Beispiel die Forderung nach Aufhebung des Versailler
Vertrages als "national(istisch)" und die nicht in diese beiden Kategorien
passenden Programmpunkte unter einer dritten Kategorie sammeln, wo sich dann
nach meiner Vorstellung Rassismus und Antisemitismus als das Besondere in
Abgrenzung zum "normalen" Nationalismus wieder finden sollten. Nach
vorheriger Klärung der Begriffe "national"/"nationalistisch" als nach außen
gerichtet ordnen die Schüler den Programmpunkt zum völkischen
Staatsbürgerrecht, wonach Deutscher nur sein könne, "wer deutschen Blutes
ist", fast immer einhellig der Rubrik "national(istisch)" zu, obwohl oder
eigentlich müsste ich sagen: weil klar ist, dass dieser Punkt explizit
gegen die Juden gerichtet war. Begründet wird die Ansicht, dies gehöre in
die Rubrik "national(istisch)", damit, dass es sich ja quasi gegen Ausländer
gerichtet habe. Ein Schüler meinte einmal sogar: "Die Juden hatten damals ja
noch keinen Staat." (Dieses Argument kam schon in der 10. Klasse). Erst nach
geraumer Weile erkennen sie dann mit Bestürzung, dass sie in ihrer
kritischen Analyse des NSDAP-Programms diesem bereits auf den Leim gegangen
sind, denn die Juden waren ja deutsche Staatsbürger, die Schüler hatten also
selbst in ihrer Kritik des Antisemitismus dessen Prämisse, dass ein Jude
kein Deutscher sein könne, unbewusst übernommen. An diesem Beispiel zeigen
sich schulische Defizite, die freilich viel tiefer liegen als die in der
banalen Anschuldigung an die Lehrer, sie würden das Thema
Nationalsozialismus im Unterricht nicht ausreichend behandeln. Immer wieder
taucht ja auch in öffentlichen Diskussionen unter anderem in einem
spontanen Beitrag aus dem Publikum im "Stadtgespräch" vom 1.11.2000 im
Hessen-Fernsehen die Formulierung auf, dass die Juden keine "echten
Deutschen" seien. Gegen diesen tief verwurzelten Ihr/Wir-Gegensatz hilft
eben die Verurteilung der Verbrechen alleine nicht.
"Sozialneid", "materielle Beweggründe", "sozialer Protest"? Probleme
materialistischer Erklärungstheorien
Wie, wann und wo fing es an? Über Stellenwert und
Besonderheit des Antisemitismus des 19. Jahrhunderts zwischen Mittelalter
und Holocaust herrscht eher Unklarheit, viele Lehrbuchautoren tun sich
schwer damit. Ein Beispiel: In Zeit für Geschichte 3 wird eine Quelle
gegen den Antisemitismus (Unterschriftenaktion namhafter Persönlichkeiten
1880 als Reaktion auf Treitschkes "Die Juden sind unser Unglück!") zitiert:
"Wie eine ansteckende Seuche droht die Wiederbelebung eines alten Wahns die
Verhältnisse zu vergiften ...", während es im darstellenden Teil des Buches
selbst über die Dimension des Antisemitismus in jener Zeit heißt: "Jedoch
blieben diese antisemitischen Strömungen bis 1914 eher Randerscheinungen."
(S. 222 f.) Noch fragwürdiger ist jedoch die über das Buchkapitel (das
Kirchenkampf, Sozialistengesetze und Antisemitismus vereint) gestellte
Überschrift: "Lässt sich Integration erzwingen? 'Reichsfeinde' und
Minderheiten". Gegen wen diese Frage zielt, bleibt unklar, doch selbst wenn
sie sich im Falle der "Minderheiten"-Frage gegen die Antisemiten richtete,
wäre die Botschaft die, dass eine Integration gesellschaftlich hätte
"erzwungen" werden müssen (= nicht vollziehbar war) und die Juden somit im
buchstäblichen Sinne "zwangsläufig" ein Fremdkörper blieben eine These,
die sich ungewollt mit der Ansicht der Antisemiten selbst deckt. Wie eng die
Argumentationsmuster des Antisemitismus und seiner Antithese hier
beieinander liegen, ja sich vielleicht sogar überlappen, wird deutlich, wenn
man sich klar macht, dass der Antisemitismus des Kaiserreichs ja erst seit
relativ kurzer Zeit stärker ins historische Blickfeld gerückt ist. Die
Verengung des Schuld-Blicks auf Hitler hatte lange Zeit die "Legende von der
deutsch-jüdischen Symbiose vor 1933" (4)
aufgebaut, die jetzt, vielleicht auch als ein Effekt der Goldhagen-Debatte,
demystifiziert wird. Dabei besteht natürlich die Gefahr, von einem Extrem
ins andere zu rutschen und nun eine nicht vollzogene, weil nicht
vollziehbare Integration zu bilanzieren. Was heißt aber Integration genau?
Zwar gab es sehr wohl eine sozialökonomische Integration und von jüdischer
Seite mehrheitlich einen ausgeprägten Assimilationswillen, von
nichtjüdischer Seite jedoch dauerhafte antijüdische Ressentiments auf
breitester Ebene.
Die Gefahr der Reproduktion antisemitischer Klischees
lauert auch, wenn man nach "sozialen Gründen" für den Antisemitismus des
Kaiserreichs sucht, so im Zusammenhang mit der "Gründerkrise" nach 1873:
"Kurz nach der Reichsgründung erlangten die deutschen Juden 1871 die
vollständige rechtliche Gleichstellung mit den übrigen Staatsbürgern. Zu
diesem Zeitpunkt bildeten sie etwa ein Prozent der Gesamtbevölkerung. Da sie
jahrhundertelang von vielen Berufen ausgeschlossen worden waren, hatten sie
(= die Juden! W.G.) sich spezialisiert auf Handel und Bankwesen, und viele
waren in Buch- und Zeitungsverlagen und in freien Berufen (Anwälte, Ärzte,
Künstler) tätig. ... Viele Menschen erlebten die so genannte 'Gründerkrise'
als bedrohlich, verloren jegliche Hoffnung und sie vor allem Landwirte,
Handwerker und Kaufleute suchten die Schuld dafür bei den Juden." (Forum
Geschichte 3, S. 156)
Die Verurteilung der antisemitischen Reaktion wird auch
hier konterkariert durch die Bestätigung ihrer ideologischen Prämisse:
Argumentierte der Antisemit damit, dass sich Juden vorwiegend in
einflussreichen Positionen befunden hätten, so übernimmt die vermeintliche
Erklärung des Antisemitismus eben dieses als Grund für den Antisemitismus.
Nun waren deutsche Juden nach ihrer Emanzipation in
bestimmten Bereichen des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens
tatsächlich überproportional vertreten: in den gebildeten Schichten, als
Selbstständige, in den freien Berufen und in Frankfurt am Main regelrecht
dominant im Bereich der Privatbanken. Das "Hinaus aus dem Getto" führte zu
einem energischen "Willen zum Aufstieg" (5). Dass
dieses Phänomen durch die vorangegangene Geschichte erklärbar ist, darauf
weisen zwar einige Lehrbücher hin, doch droht hier das Mittelalter-Klischee
der in den Geldverleih abgedrängten Juden, sich in einem Rothschild-Syndrom
fortzusetzen. Tatsächlich vollzogen zunächst die meisten im Handel tätigen
Juden nach der Emanzipation nur eine Konversion des alten Trödelgeschäfts
zur Niederlassung in Form eines Tante-Emma-Ladens, aus dem auf Grund der
wirtschaftlichen Entwicklung größere Handelsunternehmen hervorgehen konnten.
Der Aufschwung kam den nichtjüdischen Händlern übrigens weit mehr zugute
(Verdoppelung der Zahl der dort Tätigen im letzten Quartal des 19. Jh.,
dagegen nur leichter Anstieg der Zahl jüdischer Händler); was auffiel, war
aber die Konzentration jüdischer Händler in einigen Bereichen, so auch im
Viehhandel.(6)
Das Problem der Lehrbücher ist grundsätzlich, dass, wie
schon hinsichtlich des Mittelalters, "die Juden" faktisch nur in Verbindung
mit ihrer Verfolgung thematisiert werden und diese wiederum mit
"Privilegien" und Bevorteilungen aller Art verknüpft ist, denn das
suggeriert ja die Überrepräsentation in bestimmten Berufszweigen. Das
"Problem" der überproportionalen jüdischen Präsenz in bestimmten Bereichen
würde dann zumindest relativiert, wenn die Juden nicht nur auf der
"Negativseite" der deutschen und europäischen Geschichte auftauchten,
sondern entsprechend auf der "Positivseite" die notwendige Würdigung
erführen auf Grund ihres Beitrages zum wirtschaftlich-industriellen
Aufschwung, zur Kultur, zur Wissenschaft ... zur "Mehrung der Ehre des
Landes", wie man in Anlehnung an die Begründung des Speyerer Bischofs für
die Ansiedlung jüdischer Händler im 11. Jahrhundert sagen könnte, wenn also
kurz gesagt klar würde, dass Deutschland (bis 1933) im Positiven all das,
was es wurde, auch und wesentlich durch den Beitrag Deutscher jüdischen
Glaubens wurde.
Die Sozialneid-These übernimmt auch für das 19.
Jahrhundert das Privilegien-Paradigma des Mittelalters in einer
materialistischen Interpretation, die zum common sense geworden ist und nach
der alles Kulturelle auf eine materielle Ursache zurückführbar ist, die hier
im Geld besteht. So wird im Standard-Nachschlagewerk, nämlich dem neuesten
Brockhaus, hinsichtlich der jüdischen Geldverleiher im Mittelalter gar von
der "Verschuldung breiter (!) Bevölkerungskreise" gesprochen, diese
"verschärfte die bereits bestehenden Aversionen, die sich dann von Zeit zu
Zeit in furchtbaren Judenverfolgungen (Pogromen) und -vertreibungen
niederschlugen; dabei dürfte sicher sein, dass innerhalb der Motive, die zu
diesen Untaten führten, die materiellen Beweggründe der Schuldner eine ganz
zentrale Rolle gespielt haben."(7) Da man sich
ganz auf diese materialistische Erklärung kapriziert, müssen die durch
"breite Bevölkerungskreise" begangenen Pogrome durch eine entsprechend
massive Verschuldung bei den Juden erklärt werden ... jenseits aller
historischen Wahrheit. Eine entsprechende Erklärung für die nach Ende der
napoleonischen Emanzipationsära neu ausbrechenden antisemitischen Aktionen
in Deutschland liefert der Brockhaus in einer Mischung aus materiellem Motiv
und Sündenbock-Syndrom: "Als Bewegung gegen die rechtliche Gleichstellung
der Juden und gefördert von gesellschaftlichen Krisen, kam es 1819 zu
pogromartigen Ausschreitungen. Die 'Hep-Hep-Verfolgungen' begannen in
Würzburg und strahlten über ganz Deutschland bis nach Dänemark aus. Sie
zeigten zugleich, dass Judenfeindschaft eine Form von sozialem Protest war,
bei dem Aggressionen verschoben und gegen Juden gerichtet wurden."(8)
Das eigentliche Ziel sei das ganze Jahrhundert über nämlich der Liberalismus
gewesen. Ähnlich im Oberstufenbuch Geschichte und Geschehen II:
"Sozialpsychologisch erklären lässt sich die damalige Judenfeindschaft als
eine Reaktion auf die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Krisenerscheinungen der Zeit ..., dabei hatte sie vielfach gleichzeitig
einen antikapitalistischen und antiliberalen Akzent." (S. 93)
Antisemitisch, antiliberal, antikapitalistisch ...?
Natürlich gab es diese "sozialpsychologischen Akzente", sind sie aber die
Erklärung? Ungewollt reproduziert auch hier der Anti-Antisemitismus
Erklärungsmuster des Antisemitismus selbst, denn es wird ja wiederum eine
Identifizierung der Juden mit dem Kapital und seiner politischen
Weltanschauung, dem Liberalismus, suggeriert. Indem das Phänomen
Antisemitismus auf einen anderen Grund, einen anderen Konflikt zurückgeführt
wird, bleibt es als solches letztlich schemenhaft. So wie der Sündenbock
sozialpsychologisch den Hass stellvertretend auf sich zieht, so zieht auch
die Sündenbocktheorie die Erklärung vom Kern des Problems auf
Begleiterscheinungen und Nebenaspekte ab.
Wie schon hinsichtlich des Mittelalters die anderen
"Aversionsmotive" (Religion) zwar erwähnt, aber dann wieder relativiert
werden, so bleibt die Rassentheorie des 19. Jahrhunderts meistens unerklärt
und im Schatten anderer Motive, die "Wurzeln des neuzeitlichen
Antisemitismus" lagen "in sozialen Neidgefühlen und rassistischen
Vorstellungen, nach denen die Juden als minderwertig galten" (Zeit für
Geschichte 3, S. 222). "Neu war hieran, ... dass jetzt Theorien über
die angebliche Unterschiedlichkeit der Rassen Anklang fanden. Es wurde
behauptet, dass Juden von Natur aus betrügerisch, raffgierig und ohne Moral
seien. Pseudowissenschaftliche Abhandlungen versuchten diese Behauptungen zu
belegen. Bei diesem Antisemitismus spielte auch Neid auf den Wohlstand
einiger Juden und die Angst vor dem eigenen wirtschaftlichen Abstieg eine
Rolle." (Wir machen Geschichte 3, S. 215)
Was war aber nun an dem inhaltlich Beschriebenen "neu" im
Vergleich zum Mittelalter? Die aufgelisteten Vorurteile bedurften keiner
neuen Rassentheorie, sie existierten weit früher schon; verurteilt werden
die Vorurteile, die "Unterschiedlichkeit der Rassen" wird mit der Vokabel
"angeblich" negiert, die "Rassen" als solche bleiben unhinterfragt und
übrigens auch ohne Anführungszeichen, ein diffuses "von Natur aus" soll den
Inhalt der Rassentheorie umschreiben.
"Scheinbar naturwissenschaftlich genau" Probleme mit dem Rassismus
Der Unterschied zwischen dem "modernen" Antisemitismus auf
der Grundlage einer "wissenschaftlich" ausgearbeiteten Rassentheorie und dem
mittelalterlichen Antijudaismus kann dem Schüler aus den meisten
Lehrbüchern, selbst den neuesten, kaum klar werden. Das Oberstufenwerk
Kursbuch Geschichte definiert den Antisemitismus im Kaiserreich
politisch als Bestandteil des "rechtskonservativen Reichsnationalismus",
begründet aber das Neue am Antisemitismus nur lapidar: "Anders als die
ältere, religiös, wirtschaftlich oder kulturell begründete Judenfeindschaft
wurde die neue Judenfeindschaft 'rassisch' abgeleitet." (S. 337) Eine
ausführlichere Erklärung wird immerhin im Kapitel zum Nationalsozialismus
nachgeholt, doch wird dort die "pseudowissenschaftliche" Begründung des
Rassismus als falsche Interpretation wissenschaftlicher Erkenntnisse
verstanden; "biologische und erbliche Merkmale", "biologische Erkenntnisse
über das Wesen des Menschen" bleiben als solche scheinbar wertneutral,
Sozialdarwinismus und "Rassenhygiene" konnten sich "auf die
Naturwissenschaften berufen" und standen dem "christlichen oder
humanistischen beziehungsweise bürgerlichen Gleichheitspostulat" quasi nur
auf der moralischen Ebene gegenüber. Immerhin heißt es zum Antisemitismus,
dass dessen Anhänger "versuchten anhand äußerer Merkmale eine jüdische Rasse
zu konstruieren" (S. 425), womit zwar die "äußeren Merkmale" fragwürdig
bleiben, aber zumindest eine Ablehnung des Rassenbegriffs als solchem in
diesem Zusammenhang auftaucht, was man in etlichen anderen Lehrbüchern
vergeblich sucht.
So unternimmt das Mittelstufenwerk Forum Geschichte
3 eine bemerkenswerte Sensibilisierung auf den Rassismus hinsichtlich der
Afrikaner im Zusammenhang mit dem Kolonialismus, doch der Rassenbegriff des
Antisemitismus bleibt demgegenüber vage, letztlich unverständlich, wenn
nicht missverständlich: "Die so genannte Rassentheorie, die den Anspruch von
Wissenschaftlichkeit erhob, jedoch durch keinerlei wissenschaftliche
Erkenntnisse begründet werden konnte, wurde immer populärer. Sie wertete
Völker nach biologischen Merkmalen und stufte die 'semitische' Rasse
niedriger ein als die 'arische' Rasse." (S. 156). "Semitisch" und "arisch"
stehen in Anführungszeichen, "Rasse" dagegen nicht: Um welche "biologischen
Merkmale" der Semiten geht es denn?
Man kann gegen den Rassismus nicht argumentieren, ohne ihn
ausreichend zu erklären, und das geht eben nicht in fünf Zeilen. Er ist als
Pseudo-Wissenschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts weder in
obskuren Zeitschriften ideologischer Spinner entstanden der stereotype
Hinweis zum Beispiel auf die Zeitschrift Ostara, die Lektüre des jungen
Hitler noch am Stammtisch der Kleinbürger, sondern an den europäischen
Universitäten, auch, aber nicht nur, durch eine entsprechende Umsetzung der
Lehre Darwins. Zunächst entstand der "moderne" Rassismus ideologisch als
Reaktion auf die Durchsetzung des Menschenrechtsprinzips (Abschaffung der
Sklaverei) und der "moderne" Antisemitismus als Gegenbewegung zur
Judenemanzipation, er war quasi deren "Nachtseite", bis hin zu
Vernichtungsfantasien lange vor den Nazis.(9) Das
religiöse Paradigma war jedoch im Zeitalter der Säkularisierung überholt,
die Menschenrechte wurden mit der Natur des Menschen begründet, so musste
die Antithese ihnen diese Berufung auf die Natur streitig machen.
Die moderne Anthropologie als universitäre Disziplin ist
in ihrem Kern als "Rassenkunde" entstanden. So formulierte Paul Broca,
Gründer der wichtigsten Institutionen der französischen Anthropologie
zwischen 1859 (Société danthropologie) und 1875 (École anthropologique de
Paris), bereits 1861 deren fundamentale Erkenntnis: "Im Schnitt ist die
Gehirnmasse größer beim Erwachsenen als beim Greis, größer beim Manne als
bei der Frau, größer bei den herausragenden Menschen als bei den
mittelmäßigen, größer bei den höherwertigen Rassen als bei den
minderwertigen."(10) Die Anthropologie
entwickelte im Folgenden jene biometrischen Vermessungsrichtlinien (z. B.
die Schädelvermessung), die mit der postulierten Korrelation von bestimmten
Indices (z. B. "Schädelindex", "Gesichtswinkel") und "Rassentypen" zunächst
innerhalb Europas (daher die Begriffe "nordisch", "ostisch" ...), dann auch
auf die ganze Weltpopulation bezogen, vermeintlich einen klaren Zusammenhang
zwischen Phänotyp (Aussehen), geistigen und charakterlichen Dispositionen
des Einzelnen und historisch-kulturellen Leistungen der ethno-rassischen
Gruppe bewiesen. Eine Summa der rassentheoretischen Anthropologie gab genau
zur Jahrhundertwende Joseph Deniker, Leiter der Bibliothèque Nationale in
Paris, heraus; zuvor hatte der auch heute noch hoch geschätzte, weil
komplett verkannte Ernest Renan im Anschluss an Gobineau als Erster
prinzipiell "Arier" und "Semiten" gegeneinander gestellt und eine Vision vom
Untergang der Letzteren entwickelt, unklar war er sich nur darüber, ob dies
einerseits durch Assimilation (seine frühere Position) oder andererseits
durch ein "natürliches" oder gar bewusst herbeigeführtes "Verschwinden" des
"Minderwertigen" geschehen würde (seine spätere Position). Entscheidend war
für Renan der Sieg Preußens über das "dekadente" Frankreich 1870/71, hiervon
inspiriert prophezeite er gar die zukünftige Weltherrschaft einer
Herrenrasse durch Deutschland.(11)
Deswegen kann man auch mit anti-antisemitischer Intention
die pseudowissenschaftlichen Grundlagen des Rassismus nicht einfach nur
verurteilen und das Phänomen Rassismus nicht nur als Irrsinn abtun, der es
vermochte, vom Rande der Gesellschaft her in deren Mitte vorzudringen (die
Virus/Immunisierungs-Metaphorik spielte nach 1945 eine große Rolle bei der
verdrängenden Erklärung innerhalb der deutschen Schulddebatte). Vielmehr
hatte es die "Rassenkunde" inklusive sozialdarwinistischer und eugenischer
Visionen ("Rassenhygiene"(12)) nach dem Ersten
Weltkrieg zu Publikationen mit für damalige Verhältnisse Massenauflagen
gebracht, so etwa die Bücher des allgemein "Rassen-Günther" genannten
Freiburger Professors Hans F. K. Günther. In jener Zeit, 1926, als die
Weimarer Republik auf ihrem Höhepunkt und die Nazis auf ihrem Tiefpunkt
waren, entschied sich die preußische Studentenschaft, von Kultusminister
Becker wegen Statusfragen zu ihrem Selbstverständnis befragt, in einer
Urabstimmung mit großer Mehrheit für "Rassenmerkmale" als Kriterium für die
Mitgliedschaft (also für den Ausschluss jüdischer Studenten).(13)
Doch damit war sich die Studentenschaft letztlich der Tradition der seit
Anfang an antisemitischen Burschenschaften nur treu geblieben ...
Noch einmal: Was ist und was war also wissenschaftlich und
was unwissenschaftlich? In Forum Geschichte 4 wird hinsichtlich der
NS-Ideologie der Rassenbegriff als "unwissenschaftliche Anwendung
biologischer Erbmerkmale" definiert (S. 81). Was wären denn aber die
"biologischen Erbmerkmale" von Juden in "wissenschaftlicher Anwendung"? Auch
der in diesem Sinne weitaus differenziertere Ansatz im Geschichtsbuch
3, das immerhin einen nachvollziehbaren Zusammenhang zwischen dem
Antisemitismus des 19. und des 20. Jahrhunderts herstellt, tut sich schwer
mit der "neuen Rassenlehre": "Geradezu naturwissenschaftlich genau wollte
sie aufgrund biologischer Merkmale Wertungen einführen für geschichtlich
verschieden entwickelte Völker und Menschen. ... Die Rassenlehre
untermauerte scheinbar wissenschaftlich alle Vorurteile gegenüber den
Juden." (S. 198) Auch hier: Was war hinsichtlich der Juden "geradezu
naturwissenschaftlich genau", was "scheinbar wissenschaftlich", was waren
die "biologischen Merkmale" ...? Gegenüber dieser Unklarheit nützt es wenig,
die Integration der Juden in Deutschland anschließend damit zu begründen und
zu verteidigen, "die jüdische Minderheit" sei "in demselben deutschen Staat
geboren und erzogen worden wie die christliche Mehrheit", denn darin liegt
gar kein Widerspruch zum antisemitischen Rassismus.
"Lässt sich Integration erzwingen?" Ein Fazit
"Die Juden hatten ja noch keinen Staat." Diese
Schülerreaktion, gut gemeint, verkehrt unwillentlich Ursache und Wirkung,
waren doch Auswanderung nach Palästina und dann Staatsgründung Folgen des
Antisemitismus, so aber erscheint im Rückblick die jüdische Präsenz in
Europa nur als lange Vorgeschichte der Rückkehr in die alte Heimat eine
gewiss auch in israelischen Kreisen geteilte Ansicht, doch unsere
Perspektive ist eine andere und in dieser erscheint die Frage: "Lässt sich
Integration erzwingen?" fast wie die Kapitulation des Anti-Antisemitismus
vor seinem Gegenstand. Die Juden bleiben ein "Fremdkörper" im
Geschichtsbild, wie es in praktisch allen Lehrbüchern auf mehr oder weniger
deutliche Weise zum Ausdruck kommt, allen Verurteilungen des Antisemitismus
und allen Plädoyers für die Integration zum Trotz. Kein einziges der von mir
konsultierten Geschichtslehrbücher bestreitet, dass man Juden schon am
Aussehen erkennen könne, da man ihnen "biologische", "äußerliche" und so
weiter Merkmale zuspricht; selbst der Begriff Rasse wird als solcher von den
meisten gar nicht hinterfragt, selten in Anführungszeichen gesetzt, das
Adjektiv rassisch geht manchen Kritikern des Antisemitismus ebenso leicht
von der Feder wie den Antisemiten selbst.
Und die Erklärungen? Die "Sündenbockphilosophie" nach
Kühnls klassischer Definition "Der Antisemitismus erweist sich somit als
eine Ideologie, die die vorhandenen Aggressionen auf ein Objekt lenkt, das
mit den Ursachen der Aggressionen nicht mehr zu tun hat als beliebige andere
Objekte" (14) erklärt zwar sozialpsychologische
Mechanismen der Wirkung von Antisemitismus, nicht aber seine Entstehung,
denn wenn alle Objekte beliebig waren, warum traf es dann die Juden? Fast
könnte man daraus schlussfolgern, der Antisemitismus sei ein Zufallsprodukt.
Die materialistische Erklärung mit den Privilegien, dann der Zins-Nische im
Mittelalter und schließlich der überproportionalen Repräsentation im Finanz-
und Handelssektor seit der Emanzipation nicht eine logische Konsequenz?
macht die Sündenbocktheorie scheinbar griffiger, weniger aleatorisch, dreht
aber den antisemitischen Vorwurf in seine eigene Erklärung um. Wenn es in
Wirklichkeit gegen Kapitalismus, Liberalismus und so weiter ging, warum dann
stellvertretend gegen die Juden?
Der Antisemitismus muss als Phänomen sui generis begriffen
und vermittelt werden, in dem sich vieles projizierte seit dem Neuen
Testament, das aber auf diese Projektionen nicht reduzierbar ist.
Desgleichen sind im weiteren Sinne Fremdenfeindlichkeit und Rassismus nicht
nur Ausdrucksformen von sozialen Problemen, auch wenn sie von dort her ihre
Impulse bekommen.
Von besonderer Bedeutung ist jedoch der Rassismus mit
wissenschaftlichem Fundament, weil hier Falsch und Richtig als zwei Seiten
einer Medaille erscheinen. Wer "immunisieren" will, also verhindern, dass
pseudowissenschaftlich begründete Vorurteile wieder überzeugen, muss
entschieden deutlicher erklären, worin der Unterschied zwischen
wissenschaftlich und unwissenschaftlich besteht, zumal gerade über die
moderne Forschung erneut alte Muster eines Gen-Determinismus in neuem
Gewande wiederkehren und neue anthropologische und ethnologische
Gen-Pool-Forschungen entstehen. Und nicht zuletzt ist die Eugenik heute noch
ein Vektor, über den das "Virus" auch in die Köpfe an sich "geimpfter"
Schüler dringt so ergab sich einmal eine Diskussion in einer 10. Klasse
über Vererblichkeit anlässlich des Nazi-"Gesetzes zur Verhütung erbkranken
Nachwuchses". Am Beispiel des Alkoholismus (eine der in dem Nazi-Gesetz
aufgeführten Krankheiten), den die Schüler mit Berufung auf ihren
Biologieunterricht für erblich hielten, zeigte sich, wie schwer das
Zusammenspiel von Veranlagung und Umwelteinflüssen offenbar zu verstehen
ist. Wenn die Veranlagung 50 Prozent beträgt, so entscheiden doch die
anderen 50 Prozent darüber, ob die Veranlagung zur Wirkung kommt, stellen
also faktisch 100 Prozent des Entscheidungsspielraumes dar, es gibt somit
keine Determinierung. Die Scheu der Lehrbuchautoren vor der Wissenschaft ist
eine Scheu vor der Kritik der Wissenschaft (dabei auch stets der Versuch,
Darwin vor dem Sozialdarwinismus in Schutz zu nehmen schon ein Thema für
sich ...) und liegt in einer ungebrochenen Tradition des Szientismus. Dem
Prozess der "Verwissenschaftlichung als Delegitimierung von Werten" (15)
sind wir auch heute noch nicht entronnen und auf deterministische
Vorstellungen kann man in letzter Instanz nur philosophisch mit der alten
Frage nach der Willensfreiheit begegnen.
Siehe zum Thema den ersten Teil:
"Privilegien, Verfolgung, Vertreibung ..."
Der Anti-Antisemitismus und die Macht der Vorurteile Erfahrungen eines
Lehrers
Konsultierte Lehrbücher:
Anno Bd. 3 und 4, Westermann, 1996 f.
Rückspiegel Geschichte Bd. 3 und 4, Schöningh, 1996 f.
Wir machen Geschichte Bd. 3 und 4, Diesterweg, 1996 f.
Geschichtsbuch Bd. 3 und 4, Neue Ausgabe, Cornelsen, 1995 f.
Zeit für Geschichte Bd. 3 und 4, Schroedel, 2002 f.
Forum Geschichte Bd. 3 und 4 (Ausg. Hessen), Cornelsen, 2003 f.
Von der Französischen Revolution bis zum Nationalsozialismus, Buchners
Kolleg Geschichte, Bamberg 1992
Geschichte und Geschehen II Oberstufe A/B, Klett, 2003
Kursbuch Geschichte. Von der Antike bis zur Gegenwart, Cornelsen, 2000
(Oberstufe)
Anmerkungen:
(1) Vgl. Wolfgang Fritz Haug: Vom hilflosen
Antifaschismus zur Gnade der späten Geburt, Berlin (Argument) 1987 (Der
hilflose Antifaschismus erschien erstmals 1967).
(2) Erinnerung für Gegenwart und Zukunft. Überlebende des
Holocaust berichten, Survivors of the Shoah Visual History, CD-Rom
(Cornelsen), 2000.
(3) Ralph Bollmann: "Hilflose Aufklärer", in: die
tageszeitung, 4./5.11.00, tazmag 1-2.
(4) Vgl. das entsprechende Kapitel in: Wolfgang Benz:
Bilder vom Juden: Studien zum alltäglichen Antisemitismus, München (Beck)
2001.
(5) Vgl. Rachel Heuberger/Helga Krohn: Hinaus aus dem
Ghetto ... Juden in Frankfurt am Main 18001950. Begleitbuch zur ständigen
Ausstellung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, S. Fischer 1988, S. 87
(Kap. VI: Juden als Staatsbürger 18641914).
(6) Marion Kaplan (Hrsg.): Geschichte des jüdischen
Alltags in Deutschland. Vom 17. Jahrhundert bis 1945, München (Beck) 2003,
S. 276 ff., S. 289 f.
(7) PC-Bibliothek 3.0 (2004), Eintrag: "Juden. Stellung im
Mittelalter".
(8) PC-Bibliothek 3.0 (2004), Eintrag: "Antisemitismus:
Ein Deutungsversuch".
(9) Vgl. Rainer Erb/Werner Bergmann: Die Nachtseite der
Judenemanzipation. Der Widerstand gegen die Integration der Juden in
Deutschland, Berlin (Metropol/Friedrich Veitl Verlag) 1989, Kap. V:
Vernichtung und Entmenschlichung.
(10) Paul Broca im Jahre 1861, zit. nach: Claude Liauzu :
Race et civilisation. Lautre dans la culture occidentale. Anthologie
critique, Paris (Syros/Alternatives) 1992, S. 95.
(11) Vgl. dazu meine längere Untersuchung "Ernest Renan
und der Ursprung des modernen Rassismus" in: Wolfgang Geiger: Geschichte und
Weltbild. Plädoyer für eine interkulturelle Hermeneutik, Frankfurt am Main (Humanities-Online)
2002, S. 307333. Vgl. ferner die entsprechenden Passagen in: Tzvetan
Todorov, Nous et les autres. La réflexion française sur la diversité humaine,
Paris (Seuil) 1989.
(12) Vgl. Peter Weingart/Jürgen Kroll/Kurt Bayertz:
Rasse, Blut und Gene. Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene in
Deutschland, Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1988.
(13) Dietrich Wetzel: "Voraussetzungen und
Schlussfolgerungen", Vorwort zu: Erziehungswesen und Judentum. Die
Darstellung des Judentums in der Lehrerbildung und im Schulunterricht, hrsg.
vom Verband Deutscher Studentenschaften (VDS), zusammengestellt von Ekkehart
Krippendorff in Zusammenarbeit mit Dieter Bielenstein, München (Ner-Tamid-Verlag)
1960, S.10. "Eine Urabstimmung bestätigte die DSt-Führung in ihrer
Haltung: mit überwältigenden Mehrheiten (zwischen 70 und 90 %) verzichteten
die preußischen Studenten auf eine verfasste Interessenvertretung und
stimmten für die Zusammenarbeit mit Studentenvertretungen, die JüdInnen aus
ihren Reihen ausschlossen." (Info zu: "Das war ein Vorspiel nur ..."
Tagung zum siebzigsten Jahrestag der NS-Bücherverbrennungen vom 30.5.2003).
(14) Reinhard Kühnl: Formen bürgerlicher Herrschaft:
Liberalismus Faschismus, Reinbek bei Hamburg (Rowohlt) 1971, S. 94.
(15) Vgl. Peter Weingart: "Eugenik Eine angewandte
Wissenschaft. Utopien der Menschenzüchtung zwischen Wissenschaftsentwicklung
und Politik", in: Peter Lundgreen (Hrsg.): Wissenschaft im Dritten Reich,
Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1985.
hagalil.com / 2005-02-14 |